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Ultraschall - ein brauchbares Mittel, 

bessere Highland Cattle zu züchten?

Zu den modernen Tierkörper-Beurteilungstechniken aus den USA

Dr. Stephan Janz 

Die Highland-Cattle-Züchter in den USA haben erstmals im Jahr 1999 bei ihrer großen Bundes-Rasseschau in Denver Ultraschalluntersuchungen durchgeführt und zur Entscheidung im Richtwettbewerb mit herangezogen. Inzwischen wurden in den USA zwei Feldprüfungen mit Highlandbullen durchgeführt, bei denen neben den Gewichtsentwicklungen Ultraschallmessungen eine wesentliche Grundlage der Zuchtwertschätzungen darstellten.

Wir haben bereits im Journal 2000 William Lipsey, einen der engagiertesten amerikanischen Züchter und gegenwärtig Präsident des amerikanischen Highland-Cattle-Verbandes zu dieser Thematik zu Wort kommen lassen (Highland Cattle Journal, 5/2000, S.71). Der nachstehende Artikel, der dasselbe Thema aus einem kritischen Blickwinkel beleuchtet, ist leider durch ein technisches Versehen nicht, wie geplant, gleichzeitig erschienen. Dies wird nun hier nachgeholt.

Mit Ultraschall ist die Technik gemeint, die wohl jedermann aus der Medizin und der Schwangerenvorsorge bekannt ist, eine Technik, die bis zu einer bestimmten Eindringtiefe erlaubt, Strukturen im Körperinneren sichtbar zu machen und zu vermessen. Die Technik ist unblutig und unschädlich; die Messungen lassen sich rasch und beliebig oft ausführen, und sie sind genau, vorausgesetzt, man kann mit dem Gerät umgehen. Man kann zuverlässig die Dicke der Fettschicht am Rücken vermessen, den Querschnitt des darunter liegenden Muskels, aus dem das Roastbeef geschnitten wird, und sogar den Fettgehalt, die Marmorierung, dieses Muskels bestimmen. Eine tolle Sache.

Eine tolle Sache?
"Eine tolle Sache", sagte mir einer unserer Herdbuchinspektoren, "aber sie setzt eine Entscheidung voraus, die nicht selbstverständlich ist." Die Einführung von Ultraschallmessungen bei Schauen, bei Körungen, bei Einstufungen von Mutterkühen und in der eigenen betrieblichen Selektionspraxis setzt in der Tat die sichere und begründete Entscheidung voraus, dass wir genau das wollen, wozu Ultraschall unter Umständen nützlich sein kann. Wenn wirklich extra- und intramuskuläre Fettablagerung getrennte Erbgänge haben, dann wird man mittels Ultraschall Familien, Linien identifizieren können, die genetisch vorgegeben etwas weniger Rückenfett und zugleich eine stärkere Marmorierung aufweisen. Ebenso wird man Linien identifizieren können, die schon im jüngeren Alter Steaks und Roastbeef der gewünschten Normgröße zu produzieren in der Lage sind, und bei sorgfältiger Selektion auf diese Merkmale hin wird man, selbst wenn die Erblichkeit nur gering ist, im Laufe von Generationen dahin kommen können, dass auch Highland Cattle unter intensiver Fütterung keine Rückenfettdepots mehr bilden, sondern schneller größere und ideal marmorierte Steaks. 

Wenn wir das wollen, wenn wir uns das Programm, das William Lipsey gewissermaßen als Selbstverständlichkeit formuliert - "Als Rasse müssen wir uns darauf konzentrieren, Fleisch zu produzieren, das die Verbraucherwünsche trifft." - wenn wir uns dieses Programm zu eigen machen, dann ist der Einsatz von Ultraschall in der Tat eine tolle Sache. Ich möchte vor einem solchen Programm und seiner scheinbaren Selbstverständlichkeit warnen.

Das erste und platteste Argument für uns Highland Cattle Züchter ist: Warum soll man sich ein Ziel setzen, das zu erreichen in der Reinzucht 20-30-40 Jahre dauern mag, wenn man den nach heutigen Kriterien idealen Schlachtkörper (übrigens gehen die Meinungen darüber, was eine deutsche, eine italienische und eine amerikanische Hausfrau ideal finden, weit auseinander) mühelos schon in der zweiten Generation in der Kreuzungszucht haben kann. Eine Zwei- oder Dreirassenkreuzung auf Highlandbasis bringt das Tier hervor, das den traditionell guten Ruf des Rindfleisches schottischer Herkunft in Großbritannien begründet, das Tier, das als "Steibu" Feinschmecker-Furore in Deutschland macht und das in Amerika seit Jahrzehnten den Schlachtkörperwettbewerb auf der wohl weltgrößten Fleischrinderschau in Denver gewinnt.

Das zweite Argument ist schwieriger, unsicherer und vielleicht weltanschaulich, aber gewichtiger: Das Besondere an Highland Cattle ist, dass sie eine immer noch sehr weitgehend unverfälschte alte Haustierrasse sind, die ihre Entstehung und Ausbildung weniger gezielter Zuchtarbeit, als vielmehr den besonderen Haltungsbedingungen im Mutterland verdankt. Nässe, Kälte, Wind und saisonal extrem mageres Futterangebot waren Jahrhunderte lang die Selektionsmechanismen. Weniger robuste Tiere haben den Winter einfach nicht überlebt. Das Besondere an dieser Rasse ist nicht ihr normgerechter Schlachtkörper, sondern ihre Robustheit, und diese Robustheit hat etwas zu tun mit der Fähigkeit, in guten Zeiten Fettdepots zu bilden, die in schlechten Zeiten als Isolierschicht gegen Kälte und als Nahrungsreserve dienen.

In der Anfangszeit der Highlandzucht in Deutschland hieß es immer: "Highland Cattle sind nicht mastfähig", und das war, wohlgemerkt, ein Werbeargument für unsere Rasse, das dem Fleischkunden signalisieren sollte: Du kannst sicher sein, dass bei uns keine Mastschweinereien passieren, weil es gar nicht geht mit unserer Rasse, weil Mästen bei unserer Rasse Unsinn ist, weil Mast zur Verfettung führt. Dieses Argument ist in letzter Zeit nur noch selten zu hören, und es mag durchaus sein, dass es in dieser verkürzten Form nicht absolut zutreffend ist. Sicherlich kann man mit Sachverstand, Erfahrung und Fingerspitzengefühl auch bei Highland Cattle in einem bestimmten Alter mit einem ausgeklügelten Fütterungsregime eine Annäherung an den optimalen Schlachtkörper im Sinne der deutschen Schlachtkörperklassifizierung erreichen. Ganz sicher wären Ultraschallmessungen ein hervorragendes Mittel, die Fütterungsintensitäten zu steuern und den optimalen Schlachtzeitpunkt zu bestimmen. Sicherlich aber wären all dies Bemühungen an einem untauglichen Objekt. Die starke Seite der Rasse Highland ist nun einmal nicht der normgerechte Schlachtkörper.

Den "intensiven" Fleischrinderrassen wird Ultraschall nützlich sein, das Vorhandene zu optimieren, wenn die Züchter das wollen. Highland-Cattle-Züchter dagegen, gerade wenn es ihnen auf züchterische Feinheiten ankommt, tun gut daran, meine ich, sich immer wieder klar zu machen, dass die Eigenschaften und Merkmale, deren Summe die Besonderheit unserer Rasse ausmacht - Robustheit und Anspruchslosigkeit- nicht offen zutage liegen, kaum messbar und kaum erforscht sind. Ultraschall, im oben genannten Sinne eingesetzt, würde möglicherweise Selektion genau in die falsche Richtung begünstigen, indem die Fähigkeit, Winterspeck zu bilden, weggezüchtet wird.

Aus gutem Grund bleiben in Deutschland bei der Körung von Highlandbullen maximale Gewichtszunahmen unberücksichtigt. Es mag sein, dass eines Tages in den Herdbuchverbänden, dem amerikanischen Beispiel folgend, die Einführung von Ultraschallmessungen auch bei uns diskutiert werden wird, und wir sollten, was unsere Rasse angeht, uns dazu eine Meinung gebildet haben.

Ich möchte nicht vor der Technik warnen, nicht vor Ultraschalluntersuchungen zur Beurteilung des Schlachtkörpers oder bei wissenschaftlichen Untersuchungen - im Gegenteil. Ich möchte aber davor warnen, dass wir unversehens, ohne es wirklich recht bedacht zu haben, über neue verlockende Techniken Vorstellungen von "Zuchtverbesserung" in die Highland-Zucht übernehmen, die aus ganz anderen Bereichen als denen der Highland-Zucht stammen. Wir sollten sehr sorgfältig bedenken, was wir unserer Rasse auf lange Sicht antun, wenn wir nicht nur fast alle natürlichen Selektionsmechanismen, die die Rasse über Jahrhunderte zu dem gemacht haben, was sie (noch) ist, außer Kraft setzen ( durch all das, was heute zu artgerechter Tierhaltung gehört), sondern wenn wir darüber hinaus systematisch moderne technische Hilfsmittel zur gezielten Selektion auf bestimmte Merkmale, die nicht rassetypisch sind, einsetzen.

Ich habe kein Problem damit, wenn sich der eine oder andere Züchter dem Motto verschreibt: "Nur Leistung zählt" und mit Leistung Fleischleistung meint. Ich muss diesen Standpunkt ja nicht teilen. Ich hätte ein großes Problem damit, wenn dieses Motto eines Tages, weil die entsprechende Technik verfügbar ist, maßgebliche und verbindliche Grundlage unserer Zuchtarbeit würde für Tierbeurteilungen bei Schauen, Körungen und Einstufungen.


Erstveröffentlichung: Highland Cattle Journal, 6/2001, S.53
 

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