Auszug aus dem Vorwort des 1. Herdbuchs der Highland Cattle Society 1885
Die
wichtigsten Körperteile des Hochlandrindes
DER KOPF
Von allen Vertretern der britischen Rinderrassen hat das Hochlandrind den eindrucksvollsten und malerischsten Kopf, dem es auch seine Beliebtheit bei Künstlern verdankt. Der Kopf sollte im angemessenen Verhältnis zu den Proportionen des Tieres stehen: breit zwischen den beiden Augen und kurz zwischen den Augen und dem Maul. Der Haarschopf zwischen den Augen soll breit, lang und buschig sein, jede Nacktheit oder Kahlheit entstellt das Tier. Manchmal ist das Haar so lang, dass es über die Augen fällt, aber das bedeutet meistens, dass ein Vorteil den anderen überdeckt. Die Augen sollten lebhaft und ausdrucksvoll sein. Wenn das Tier erregt ist, spiegelt sich sein großer Mut in seinen Augen wider. Von der Seite her sollen die Wangenknochen eine angemessene Breite im Verhältnis zu der Breite des Kopfes von vorne her betrachtet aufweisen. Das Maul soll aus der Seitenansicht kurz, aus der Vorderansicht breit erscheinen. Die Nüstern sollen groß sein und die Qualität des Tieres in jeder Hinsicht erkennen lassen.
Die Hörner sind natürlich die eindrucksvollsten Attribute des Hochlandrindes. Bei den Bullen sollen die Hörner kräftig sein und waagerecht aus dem Kopf kommen, dann leicht nach vorn und schließlich an den Spitzen leicht nach oben gebogen sein. Diese Aufwärtsneigung wird manchmal als nicht so wichtig angesehen. Jede Abwärtsneigung wird jedoch, wenn sie zwischen der Hornwurzel und dem Anfang der Biegung auftritt, als schwerer Mangel angesehen, denn sie tritt meist zusammen mit einem tiefen, weichen Rücken auf. Allgemein ist man der Ansicht, dass der männliche Eindruck leicht entstellt wird, wenn die Hörner direkt aus der Wurzel nach oben zeigen. Das ist jedoch nur festzustellen und zu bemängeln, wenn spezielle Tiere erfahrenen Richtern vorgeführt werden, wie das auf Ausstellungen der Fall ist.
Bei den Hörnern der Kuh gibt es zwei Meinungen. In der Regel bilden sie einen rechten Winkel zum Kopf, sind stärker aufwärts geneigt und etwas länger als beim Bullen, aber sie behalten bis in die Spitzen ihre Stärke und ihren leicht rötlichen Farbton. Fehlende Stärke oder Substanz bei den Hörnern eines Bullen würde auf Ausstellungen sehr zum Nachteil des Tieres gerechnet. Die andere Meinung ist, dass die Hörner der Kuh waagerechter aus dem Kopf kommen sollen und in einem eigentümlichen, rückwärts geneigten, weit ausladenden Bogen verlaufen sollen. Sehr viele begeisterte Züchter scheinen die letzte Art, möglicherweise aufgrund des ansprechenderen Aussehens, zu bevorzugen. Auf jeden Fall verleihen die Hörner, wenn sie gut gewachsen sind, dem Hochlandrind einen gewissen Adel, der die Aufmerksamkeit von Fremden erregt, die an Rindern anderer Rassen achtlos vorbeigehen und in ihnen bloße Kühe, Bullen und Ochsen sehen.
NACKEN UND SCHULTERN
Das Tier sollte keine Wamme haben. Der Nacken bildet eine gerade Linie zwischen dem Kopf und den Schultern der Kuh. Bei Bullen hingegen sollte er die typische Wölbung aufweisen, die allen männlichen Tieren der Rinderrasse eigentümlich ist. Zu den Hornansätzen hin sollte die Wölbung auslaufen. Sie sollte mit welligem Haar bedeckt sein und das maskuline Aussehen des Tieres voll unterstreichen. Die Schultern sollten stark und gut bemuskelt sein und in die unteren Extremitäten der Vorderbeine auslaufen.
RÜCKEN, RUMPF UND HINTERTEIL
Hinter den Schultern sollte der Rücken voll entwickelt und gut gerundet sein. Jede leichte Absenkung oder Delle ist zweifellos ein Mangel. Wie bei den Tieren im Ayrshire sollte der Rücken so gerade wie möglich sein, und die Rippen sollten gut angesetzt, rund und tief sein. Der Abstand zwischen den Hüften sollte breit und die Hinterviertel außergewöhnlich gut entwickelt sein. Die Oberschenkel sollten ebenfalls gut entwickelt und füllig sein. Wenn man das Tier insgesamt betrachtet, sollte die Fläche zwischen Hüften und Schwanz bis hinunter zwischen die Hinterbeine ein Rechteck bilden, Die Vorder- und Hinterbeine sollten kurz und kräftig sein, die Knochen stark, groß und gerade, die Hufe groß und gut angesetzt und die Beine stark behaart. Die Vorderbeine sollten weit auseinander stehen. Die Bewegungen des Tieres sollten würdevoll und gemessen sein, denn daran erkennt man mit größter Sicherheit gute und sorgfältige Züchtung.
DAS FELL
Das Fell sollte, ganz besonders auf den genannten Körperteilen, sehr üppig, lang und leicht gewellt sein - etwa so wie bei langhaarigen Jagdhunden. Locken wären eindeutig zu bemängeln, obwohl sie bedauerlicherweise seit einigen Jahren in manchen Herden sehr verbreitet sind. Gewisse Kreise führen diese Tatsache auf den Versuch zurück, Hochlandrinder durch bessere Fütterung und häufigeren Aufenthalt im Stall größer werden zu lassen. Auf jeden Fall hat die Erfahrung gezeigt, dass häufiger Aufenthalt im Freien das Fell dichter werden lässt und die Lockenbildung verschwindet. Aus diesem Grunde haben die Rinder auf den Inseln immer ein sehr viel besseres Fell besessen als die Festlandrinder, was darauf zurückzuführen ist, dass erstere im Winter niemals im Stall stehen. Die vorherrschenden Farben sind schwarz, gescheckt, rötlichgelb und dunkelbraun, wobei Züchter sich nicht einig sind, welche Farben vorzuziehen
sind. Hinsichtlich der Farben kann gesagt werden, dass alle in einer Herde angemessen vertreten sein sollten, wobei immer die, die auf eine schlechte Entwicklung deuten, vermieden werden sollten. Der Dicke der Haut sollte bei allen Mastrindern besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, aber man muss immer bedenken, dass die Natur dafür gesorgt hat, dass das Hochlandrind allen Witterungseinflüssen gewachsen ist.
Erstveröffentlichung: Highland Breeders Journal, 1989, S.99
Anmerkung:
Diese Rassebeschreibung ist dem Vorwort zum 1. Herdbuch der schottischen Highland Cattle Society aus dem Jahr 1885 entnommen und wird von der Highland Cattle Society als "Rassestandard" bezeichnet. Die vorliegende Übersetzung wurde im Highland Breeders Journal 1989 in dieser Form veröffentlicht und kann somit als offizielle deutsche Version der "Rassestandards" gelten, auch wenn es an der Übersetzung einige Feinheiten zu verbessern gäbe. Die englische Originalversion dieses als
"Breed Standard" bezeichneten Auszugs wird jedes Jahr im Highland Breeders Journal abgedruckt.
(S.J.2009)