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25 Jahre Highland-Cattle Zuchtverband Niedersachsen (NHC) - Eine Jubiläumsbilanz

Dr. Stephan Janz

Eine Jubiläumsbilanz

 

Vor 25 Jahren, am 14. Januar 1990, hat eine kleine Gruppe von niedersächsischen Highland-Züchtern den NHC gegründet. Als eines der Gründungsmitglieder möchte ich hier eine Kerze anzünden, zum Geburtstag gratulieren und eine kleine Rede halten.

Unter den älteren Highland-Züchtern in Deutschland ist die Erinnerung an die Zeit vor der NHC-Gründung langsam verblasst. Für die jüngeren Züchter gab es den NHC schon immer und die wenigsten werden sich groß Gedanken darüber gemacht haben, warum es eigentlich, anders, als im übrigen Deutschland, in Niedersachsen zwei Züchtervereine gibt, den VDHC und den NHC. Darum zunächst

 

Ein Rückblick


auf die Anfangsjahre der Highland-Zucht in Deutschland und die Gründerjahre des VDHC.

„Highland Cattle gab es vor 1978 in Deutschland nur als Merkwürdigkeiten in zoologischen Gärten zu bestaunen. Als ebensolche Exoten wurden diese Tiere auch von Schottlandreisenden wahrgenommen, wenn ihnen auf den einsamen Straßen im Hochland unvermutet eine Herde dieser zottigen Ungetüme vor die Kamera lief. Dass man ein landwirtschaftliches Nutztier gesehen hatte, ist vermutlich den wenigsten aufgefallen.
Mit dem Blick des Landwirts auf sich ändernde landwirtschaftliche Gegebenheiten und Chancen war es 1978 Jobst von Schack, der Highland Cattle als landwirtschaftliche Nutztiere für Grenzertragsflächen in Deutschland entdeckte, als wenig arbeitsintensive, wenig kapitalintensive Alternative für Landwirte und die neu entstehende Gattung der Nebenerwerbslandwirte.

Highland Cattle wurden ein donnernder Erfolg, aber nicht als landwirtschaftliche Nutztiere. Im Gegenteil: Highlands eroberten die Herzen einer stadtflüchtigen Szene, als Dekoration, als Schmusetier, als Landschaftspfleger, als Weidegenosse für die Reitpferde, als Statussymbol und Hobby. Die Herdbuchverbände haben uns, wenn überhaupt, nur missmutig, genervt und bestenfalls amüsiert zur Kenntnis genommen und uns der ebenfalls neu entstehenden Gattung der Hobbylandwirte zugeordnet. Zucht beschränkte sich auf Vermehrung, Selektion war ein Fremdwort und mit Fleischvermarktung mochte sich kaum einer befassen – wir waren ja Züchter, keine Fleischproduzenten.
Dass der VDHC in dieser Zeit ziemlich planlos vor sich hin wurstelte fiel nicht weiter auf, schwamm er doch auf der Erfolgswelle rasch wachsender Tier- und Mitgliederzahlen.“ (Soweit ein Zitat aus dem Highland Journal 2002, S. 146)

Der VDHC dieser frühen Jahre war de facto ein Einmannbetrieb: Herr von Schack war Gründer, Vorsitzender, Geschäftsführer und Kassenwart, er war Schaurichter und er bestimmte die Schaurichtlinien. Es gab einen funktionslosen Beirat und stellvertretende Vorsitzende, die nichts zu sagen hatten. Es gab zehn Jahre nach der VDHC-Gründung keine Rassebeschreibung und die alte schottische Rassebeschreibung wurde als für Deutschland nicht zutreffend abgelehnt. Aus Schottland importierte Tiere waren zu Schauen nicht zugelassen und auch die Nachzucht nur, wenn belegt werden konnte, dass sie auf deutschem Boden gezeugt worden war. Das Fleischrinder-Körverfahren war seinerzeit im Umbruch und die Herdbuchverbände erhielten vom VDHC dazu so gut wie keine verbindlichen Rasserichtlinien. Von der schottischen Highland Cattle Society, von schottischen Richtern und Fieldsmen wollte Herr von Schack nichts wissen. Es gab keine Herdennamen und kein Programm, solche einzuführen. Es gab keine Verbandspostille, keinen Newsletter und keine Pläne, ein solches Organ einzuführen. Es gab keine regionalen Tierschauen für Highland Cattle und auch für anderweitige regionale Züchteraktivitäten fehlten bei der damalige Struktur des VDHC als zentralistischer Bundesverband und bei seiner Arbeitsweise als Einmannbetrieb sowohl Finanzen, wie auch organisatorischer Rahmen.

Herr von Schack hatte diesen Verein seit seiner Gründung über zehn Jahre lang verdienstvoll geführt und in Sachen Highland Cattle in Deutschland war er die erste, die zweite und die letzte Instanz. Diese „Richtlinienkompetenz“ hütete er stolz und sorgfältig, aber aus dem Initiator der Highland Zucht in Deutschland, dem begeisterten und begeisternden Mann der ersten Stunde und seinem selbstgestrickten Verein war nach zehn Jahren eine Bremse geworden. Bemühungen, Mindeststandards zur Verbesserung der Zuchttierqualität einzuführen und in verbindlichen Einstufungs- und Kör-Richtlinien zu verankern kamen nicht voran. Einzelne deutsche Züchter pilgerten jetzt nach Schottland, weil der VDHC schottische Expertise systematisch ausschloss und als Angriff auf deutsche Souveränität ablehnte und schließlich beschloss eine kleine Gruppe niedersächsischer Züchter ihren individuellen Bemühungen um Zuchtverbesserungen im weitesten Sinne einen organisatorischen Rahmen zu geben. Dies war die Geburtsstunde des NHC. Wenig später sollte der WHC folgen.

„Es waren dann die neu gegründeten Vereine NHC und WHC, die sich bemühten, die enthusiastischen Laien und ihre Exotenvermehrung sachte in die landwirtschaftliche Nische zu leiten, in der viele von uns heute angekommen sind. Wir sind überwiegend keine Landwirte geworden, die Highlandzucht ist für die meisten von uns ein Hobby geblieben, das gelegentlich etwas abwirft und sich trägt, aber es geht nüchterner zu und professioneller, als in der Anfangszeit, es werden weniger Flausen gepflegt, und allen ist klar geworden, dass auf Dauer allein eine funktionierende Nutzung unserer Tiere als Fleischlieferanten die Basis der Zucht sein kann.

Es waren diese Konkurrenzvereine, die sich jetzt bemühten, Qualitätskriterien und –bewusstsein in einer boomberauschten Züchterszene einzuführen. Körveranstaltungen und Work-shops mit schottischen Experten und Richtern, regionale Zucht- und Verkaufsschauen wurden damals zunächst in Niedersachsen, dann in Nordrhein-Westfalen und später – dem Beispiel folgend – auch in anderen Bundesländern eingeführt.“ (Zitat aus dem o.g. Artikel) Die Zeitläufte haben ein übriges getan, die Züchterschaft in Deutschland von der Notwendigkeit von Selektion und einer funktionierenden Fleischvermarktung zu überzeugen. 

Der VDHC hat schließlich seine Umstrukturierung geschafft (rechtzeitig, um als geschlossener Verband mit dem NHC und dem WHC gemeinsam in Sachen BSE um unsere Tiere und das Ansehen unserer Rasse zu kämpfen) und inzwischen ist es schon lange nicht mehr so, dass ein gut funktionierender NHC, der durch seine beispielgebende erfolgreiche Arbeit Einfluss auf die Züchterszene im übrigen Deutschland nimmt, einem desolaten VDHC gegenübersteht. Der NHC hat schon lange keine Vorreiterrolle mehr und der strukturell umgestaltete VDHC mit funktionierenden Landesgruppen braucht auch keine beispielgebenden Vorreiter mehr. Es gibt keine züchterischen Belange und Bedürfnisse, die nur im NHC, nicht aber im VDHC und seiner niedersächsischen Landesgruppe zu verfolgen wären. Inzwischen hat der NHC sein Alleinstellungsmerkmal verloren und seine Mitglieder haben keine erkennbaren Vorteile von Ihrer Mitgliedschaft. Im Gegenteil: 

 

NHC- Mitglieder können keinen Einfluss auf Entscheidungen des VDHC nehmen, weder in der Mitgliederversammlung, noch über niedersächsische Delegierte im VDHC-Beirat. (Jedes NHC-Mitglied, das nicht auch VDHC-Mitglied ist, schmälert den Einfluss der niedersächsischen Züchterschaft auf Belange der bundesweiten Highland-Zucht. Niedersachsen hat derzeit zwei Beiratsmitglieder, könnte aber nach der Zahl der aktiven Züchter mit fünf Mitgliedern vertreten sein.

NHC- Mitglieder sind von der Teilnahme an der Bundesrasseschau und anderen nicht-niedersächsischen Schauen ausgeschlossen.

Finanzielle Zuwendungen des VDHC an die Landesgruppen richten sich nach der Zahl der jeweiligen Mitglieder und könnten im Falle Niedersachsens weit höher sein.

Doppelmitglieder zahlen doppelt Beiträge ohne doppelten Nutzen, denn der NHC bietet nichts, was der VDHC nicht auch böte. 

 

Von Loriot stammt der Satz: „ Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber nicht sinnvoll“ und für Highland-Züchter in Deutschland könnte man festhalten: “Ein Leben ohne Rasseverband ist möglich, aber nicht sinnvoll“. Um Herdbuchzucht zu betreiben braucht es alleine die Mitgliedschaft im zuständigen Herdbuchverband, alles andere ist freiwillig, schmückendes Beiwerk. Aber es ist durchaus sinnvoll, mit anderen Züchtern zu kommunizieren. Es ist sinnvoll, den Stand der eigenen Zucht mit dem der Züchterkollegen zu vergleichen. Es ist sinnvoll, Orte und Foren für Kommunikation und für das Voneinander-Lernen zu haben, Züchtertreffen, Tierschauen, ein Journal. Es ist sinnvoll, eine Börse für Zucht- und Schlachttiere zu haben. Es ist sinnvoll, wenn für die Rasse Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird. Es ist, kurz gesagt, sinnvoll, einen Verein zu haben, der solche Aktivitäten, die allen zugute kommen, organisiert und es ist sinnvoll, einen solchen Verein mit der eigenen Mitgliedschaft und, wo möglich, Mitarbeit zu unterstützen. Ob es aber sinnvoll ist, zwei solche Vereine zu haben, das darf bezweifelt werden. VDHC und NHC ergänzen sich nicht etwa in irgendeiner Weise sinnvoll, sonders sie betreiben – anders, als vor 25 Jahren - haargenau dasselbe. Der NHC macht im Kleinen, was der VDHC im Großen macht und das Ärgerliche dabei ist – wenn man einmal von der mittlerweile etwas lächerlichen Seite absieht - , dass das eine Verschwendung der durchaus knappen Ressourcen an ehrenamtlichem Personal bedeutet, dass unökonomische Doppelarbeiten geleistet werden und schließlich, dass durchaus auch Geld dabei verschwendet wird. ( Von der letzten Mitgliederversammlung des NHC wurde ein Posten von 8000,- Euro für die NHC-Internetseite durchgewunken und erst nach der Entlastung des Vorstandes dämmerte es einigen Mitgliedern, dass das ein heftiger Posten war für eine völlig überflüssige Angelegenheit: eine tadellose Internetseite betreibt der VDHC bereits und wenn der NHC der deutschen Züchterschaft etwas mitteilen möchte, dann bedient er sich dazu lustigerweise der Internetseite des VDHC.) 

Der NHC war aus der Not geboren, dass Veränderungen im VDHC damals nicht möglich erschienen und er war als Beispiel und Vorbild gedacht. Der NHC war bei seiner Gründung kein Selbstzweck, sondern er hatte konkrete züchterische Ziele, die sich auf die Highland-Zucht als Ganze bezogen. Die regionale Beschränktheit unserer Initiative auf Niedersachsen und unseren Herdbuchverband war eine Zwangsläufigkeit und als solche ein Mangel, aber sie war nie lokalpatriotisches Programm. Wir haben in den Anfangsjahren des NHC mit scharfen Vorwürfen aus der nicht-niedersächsischen Züchterschaft leben müssen. Kern dieser Vorwürfe war, dass die NHC-Züchter arrogant und elitär seien und sich Vorteile auf Kosten der übrigen Züchter verschafften. Tatsächlich brachten die Aktivitäten des NHC niedersächsischen Züchtern damals vorübergehend einen Vorsprung und Konkurrenzvorteil. Aber das Beispiel machte Schule, glücklicherweise, und das war ja auch Sinn der Sache. Wenn es nicht einfach Vereinsmeierei ist, dann schwingt im Festhalten am NHC heute nach 25 Jahren bei Manchen möglicherweise noch die Erinnerung mit an eine Zeit, in der es für die ehrgeizigen Züchter in Deutschland fast selbstverständlich war, in diesem erfolgreichen Verein (der offen für Züchter aus ganz Deutschland war) Mitglied zu werden und an dem genannten Konkurrenzvorteil – und sei es nur in der eigenen Vorstellung – zu partizipieren.

All das ist Vergangenheit und dass es Vergangenheit ist,

das ist der größte Erfolg des NHC.

Mit diesem Erfolg können wir nach 25 Jahren mit etwas Stolz die Geschichte beenden. Nicht im Streit, nicht zermürbt, nicht nach langem Schrumpfen und Welken, sondern mit dem selbstbewussten Fazit: Mission erfüllt.

 

 

  

  

 

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